Nachtrag zu „Spaß am Lernen? – Ein Rant auf die ewige Gleichmacherei“
Vor knapp zwei Monaten habe ich mich bereits über die ewige Gleichmacherei in der Schule meines Sohnes beschwert.
Mittlerweile sind wir ein Stück weiter gekommen, unzufrieden und unglücklich bin ich immer noch.
Wir hatten in der Zwischenzeit zwei Gespräche mit der Schule, die unterschiedlicher nicht hätten sein können.
Im ersten wurde uns wieder erklärt, dass unsere Sohn gut mitkommt und dem Klassendurchschnitt entspricht. Als Beispiel wurde angegeben, dass er nach Arbeitsanweisungen erst eine Weile mit seinen Arbeitsmaterialien spielt und dann kurz vor Ende der Zeit seine Aufgaben abarbeitet. Obwohl er viel später beginnt, ist er also immer gleichzeitig mit seinen Klassenkameraden fertig. Mein leiser Hinweis, dass das bedeutet, dass ihm langweilig ist und er somit seine Aufgaben viel schneller erledigt, wurde nicht aufgegriffen. Ich könnte keinen Vergleich anstellen. Er ist Durchschnitt und damit Punkt.
Noch verzweifelter trat ich den Heimweg an.
Das Zeugnis fiel fachlich gesehen sehr gut aus. Die Bewertung seiner Leistungsbereitschaft und seines Benehmens dagegen weniger.
Wir verlebten eine entspannte Ferienwoche und bereits am ersten Schultag des neuen Halbjahrs war mein mühsam aufgebauter Kuschelbär wieder desillusioniert. Er sollte sich – O-Ton: „Bitte an das Tempo der Klasse anpassen und nicht immer vorarbeiten.“
Noch am selben Tag verabredete ich ein weiteres Gespräch in der Schule. Nach einer langen Woche war es so weit.
Dieses Mal wurden unsere Sorgen ernst genommen und endlich Forderung angeboten. Wir fühlten uns besser angenommen. Wurden in dem Gespräch, aber auch auf die Möglichkeit eines Schulwechsels hingewiesen.
Seit dem durften wir ein neues Übungsheft kaufen, dass er bearbeiten darf, wenn er mit Aufgaben früher fertig ist. Angesehen, geschweige denn korrigiert wird diese Heft jedoch nicht. Es wurde außerdem getestet, ob er eventuell den Anforderungen der 2. Klasse gewachsen ist. Dabei kam wohl heraus, dass er den Stoff beherrscht, jedoch ein bisschen zu langsam liest um direkt zu springen. Das ist allerdings nur die Einschätzung des Kuschelbärs, eine Rückmeldung seitens der Schule habe ich bisher noch nicht bekommen.
Ich muss dazu sagen, dass wir in Thüringen leben und hier die ersten zwei Klassen zusammen die Schuleingangsphase bilden, die in 1, 2 oder 3 Jahren absolviert werden können – je nach Leistung des einzelnen Schülers.
Bisher hat seit der Einführung an unserer Grundschule erst ein Schüler die beiden ersten Klassen in einem Jahr absolviert, aber bereits mehr als 20 ein Jahr länger gebraucht. So viel zur individuellen Forderung und Förderung.
Der anfänglich wiedergefundene Eifer des Kuschelbärs nachdem er das neue Heft bearbeiten durfte, löste sich in dem Moment auf, als er merkte, dass es niemanden interessiert, ob er überhaupt daran arbeitet. Ihm wurde außerdem versprochen, dass er sich die Arbeitsweise der zweiten Klasse ansehen darf. Passiert ist wieder nichts. Es läuft alles so weiter wie bisher und ich kann ihn auch verstehen, wenn er mir an den Kopf wirft „Wofür soll ich üben?“
Ich bin verzweifelt und wenn ich solch gut klingende Interviews wie bei Katarina von Blogprinzessin lese, könnte ich heulen. Warum scheint es überall kein Problem zu sein leistungsstarke Schüler zu fordern, nur hier bei uns klappt es nicht?
Meine Bauchschmerzen zum Thema Schule werden noch schlimmer, wenn ich an die baldige Einschulung der Kaisermotte denke. Ich habe den Vergleich zum Kuschelbär und sie ist bereits jetzt so weit wie er zu seiner Einschulung. Das ist sogar bereits zur Schule durchgedrungen und uns wurde wieder die Möglichkeit eines Schulwechsels nahe gelegt.
Ich könnte heulen. Heulen, weil meine Kinder einfach nur mit ihrem Können abgeholt werden wollen und ansonsten ganz normale Kinder sind. Keine Sonderfälle.
Dieser Beitrag ist mein Herzpost des Monats März 2017.
Mehr Artikel, die Bloggern besonders am Herzen liegen, findet ihr auf dem Blog Verflixter Alltag.
Hallo Mama Maus,ach, das hört sich mühsam an. Echt schade, dsss die Schule sich so wenig Mühe gibt. Vielleicht wäre es doch besser, zu wechseln? Hoffe jedenfalls, dass ihr zu einer guten Lösung findet. Alles Liebe, Schokomama
Hallo Schokomama,Vielen Dank für deine mitfühlenden Worte.Ein Schulwechsel kommt nur im Notfall in Betracht, weil er bedeuten würde komplett ohne Freunde und ohne vernünftige Busverbindung in die nächste große Stadt fahren zu müssen und das als Erstklässler. Ich hoffe, dass wir es schaffen die Situation zu verbessern. So kann es auf keinen Fall bleiben.Viele GrüßeMama Maus
Ach liebe Mama Maus. Das hört sich alles gar nicht gut an. Einerseits ist es so wundervoll, dass Deine Kinder so intelligent sind. Aber wenn diese Anlagen nicht gefördert werden, dann kann das echt nach hinten losgehen. Ich hätte jetzt auch gesagt: dann wechsele doch in eine Schule, die die Kinder besser in ihrer Entwicklung begleiten kann. Aber wenn das mit so einem Aufwand verbunden ist, verstehe ich Dein Zögern. Ach Mensch, ich hoffe Ihr findet eine Lösung. Oder nochmal mit den Lehrern sprechen?LG Wiebke
Hallo Wiebke,Vielen Dank für deine mitfühlenden Worte. Es ist wirklich schade, dass hier Befindlichkeiten und Kompetenzgerangel auf dem Rücken der Kinder ausgetragen werden. Diese Woche steht ein weiteres Gespräch in der Schule an. Leider habe ich aktuell kein so gutes Bauchgefühl. Ich werde natürlich berichten, wie es ausgegangen ist.Viele GrüßeMama Maus