05.txt – Gleich kann manchmal ziemlich lang sein
Es sind wieder drei Wochen vergangen und Dominik hat in seinem Blog neonwilderness das fünfte Wort zu seinem Projekt *.txt veröffentlicht.
Nachdem ich beim letztes Mal im Rahmen des Wortes „Bild“ über die Kunstwerke meiner Kinder geschrieben habe. Kommt nun mein Beitrag zum fünften Wort „gleich„:
Bevor mein Mann und ich uns für ein drittes Kind entschieden haben, haben wir oft darüber nachgedacht, wie unser Familienleben zu fünft ausehen könnte. Nach zwei Kindern weiß man ungefähr was ein weiteres Kind für die Familie bedeutet. Wir haben über die finanzielle Belastung, Kinderzimmer, Elternzeit und sogar über zukünftige Urlaube gesprochen. Langer Rede kurzer Sinn, wir haben uns für das unendliche Glück eines weiteren Kindes entschieden.
Als ich dann endlich mit unserem dritten Wunschkind schwanger war, nagten allerdings Zweifel an mir. Je näher die Geburt kam, desto unsicher war ich mir, ob ich wirklich allen drei Mäusekindern gerecht werden könnte.
Jetzt, 8 Monate nach der Geburt des Knuddelkäfers, weiß ich, dass man Liebe nicht teilen muss. Sie ist immer im Überfluss vorhanden. Bei der Zeit ist das allerdings nicht so einfach.
Wenn ich den Knuddelkäfer gerade in seinem Hochstuhl zum Essen angeschnallt habe und ihn nicht alleine lassen kann, weil trotzdem rausfallen könnte, der Kuschelbär von der Toilette nach Hilfe beim Abputzen ruft und im Erdgeschoss die Kaisermotte weint, weil sie sich nicht alleine umziehen will, dann würde ich mich gerne zerteilen. Da das nicht geht, hört man im Hause Maus oftmals das mittellaut gerufene Wort „gleich“. Leider kann gleich auch mal ganz schön lang werden, wenn erst der Knuddelkäfer abgeschnallt werden muss. Der Kuschelbär zum dritten Mal vom Bad aus ruft, dass er Kacki gemacht hat und im Erdgeschoss das Weinen immer lauter wird. Wenn man den Kleinsten in sein Laufgitter setzt, dem Großen zu Hilfe eilt und man kaum im Badezimmer angekommen, zwei weinende Kinder hat. Wenn man dann wieder „Gleich“ ruft und weiß, dass es doch noch dauern wird, dann weiß ich wovor ich während der Schwangerschaft Angst hatte. Ich muss entscheiden, welches Problem das dringender ist. Welches Kind am längsten warten muss. Es tut mir so unendlich leid, dass die Kinder warten müssen. Natürlich lernen sie so auch Selbstständigkeit und gegenseitige Rücksichtnahme. Trotzdem wäre es mir lieber, wenn ich in manchen Situation sofort für jeden einzelnen da sein könnte.
Ein Einzelkind muss diese Situationen nicht meistern, es wird sich nie fragen „Bin ich immer an letzter Stelle in der Reihenfolge? Werde ich nicht so geliebt wie meine Geschwister?“ Ein Einzelkind wird aber auch niemals diese enge, fast schon symbiotische Verbindung, die unsere Kinder haben, erleben dürfen.
Ich bin glücklich, dass wir drei wundervolle Kinder haben und habe unsere Entscheidung für ein große Familie noch keine einzige Sekunde lang bereut.
Dennoch wird „Gleich“ zu rufen, niemals gleich zu machen ersetzen können, aber solange unsere Kinder wissen, dass wir sie alle gleich lieb haben, solange werden sie „gleich!“ als das akzeptieren was es ist: Eine Bitte von Mama um Geduld und gleichzeitig das Versprechen immer, wenn auch nicht sofort, für jeden Einzelnen da zu sein.
Ich liebe euch mein Mäusekinder.