03.txt – Der Superlativ von Liebe
Es sind mehr drei Wochen vergangen und Dominik hat in seinem Blog neonwilderness das dritte Wort zu seinem Projekt *.txt veröffentlicht.
Nachdem ich beim letztes Mal im Rahmen des Wortes „wünschen“ über die Veränderung meiner Wünsche im Laufe der Zeit geschrieben habe. Kommt nun mein Beitrag zum dritten Wort „abgrundtief„:
Es fiel mir sehr schwer zu diesem Wort einen Artikel für meinen Blog zu schreiben. Ich schreibe über meine Familie, vor allem über meine Kinder, und über Dinge die mich als Mutter bewegen. Nach langem Überlegen bin ich zu dem Schluss gekommen, dass ich meine Zeit viel lieber mit meinen Kindern verbringe als mich mit negativen Dingen zu belasten. Abgrundtief ist in seiner Bedeutung leider nur negativ belegt und mir fiel auf, dass ich mich zwar gerne und manchmal ausführlich über Situationen aufregen kann, dass daraus aber eigentlich nie ein abgrundtiefer Hass oder etwas ähnliches wird. Mir ist meine Zeit einfach zu schade um etwas Negativen so viel Platz einzuräumen, dass es sich in meinen Gedanken manifestieren könnte. Ich habe keine Zeit für jegliche Art von abgrundtief.
Deshalb möchte ich heute lieber über das Antonym von abgrundtief schreiben. Halt. Es gibt kein Gegenteil von abgrundtief. Wieso eigentlich nicht? Ist Hass eine so starke Emotion, dass es nur dort so einen Superlativ wie abgrundtief gibt? Ist Liebe nicht mindestens genauso stark? Sollte Liebe nicht sogar noch stärker sein? Warum können wir mit einen Wort Hass ins unermessliche steigern, aber bei Liebe fehlt uns diese Möglichkeit? Beinahe hätte ich gesagt über alle Maßen lieben wäre ein gutes Gegengewicht zu abgrundtief. Doch dann wäre ich schon wieder bei maßlos und das möchte ich nicht mit Liebe in Verbindung bringen.
Wie soll ich also das, was ich ausdrücken möchte, beschreiben? Vielleicht ist es gut, dass es dafür nicht nur ein Wort gibt. Vielleicht ist es richtig, dass ich dafür viele Worte benötige. Sollte man Liebe vielleicht nur mit vielen Worten beschreiben können, weil dieses Gefühl so viel mehr ist. So allumfassend. Wenn ich meine Kinder ansehe, dann geht mir das Herz auf. Dieses Gefühl, dass sich bereits in der Schwangerschaft entwickelt, ist so stark, dass es sich kaum ausdrücken lässt. Wenn man das kleine Bündel Leben das erste Mal in den Händen halt, fehlen einem die Worte. Wenn sie dich das erste Mal anlächeln. Dann schmilzt du als Mutter dahin. Vorbei die Zurückhaltung. Bei mir sind meistens Tränen der Rührung geflossen. Genau wie in dem Moment, wenn dir deine Kinder das erste Mal „ich liebe dich“ sagen. Ganz ohne Hintergedanken, einfach nur weil sie dich genauso lieben, wie du sie. Wenn ich ihnen abends im Bett nochmal über ihre Haare streichel, ihren Duft einsauge und ihnen einen Gutenachtkuss gebe, dann kann ich kaum fassen, dass diese schlafenden Engel meine Kinder sein sollen. Wie wir etwas so wunderbares erschaffen konnten. Dann schnürt es mir vor lauter Liebe oft die Kehle zu. Wenn sie dir eine selbstgemaltes Bild auf einem Fetzen dreckiger Zeitung bringen und es dir feierlich mit den Worten „das habe ich für dich gemalt“ überreichen, dann ist dir egal, dass nur zwei Striche zu sehen sind, dann schwebst du im siebten Himmel. Und natürlich liebst du deine Kinder auch in jedem anderen Moment. Diese Liebe ist viel stärker als abgrundtiefer Hass. Dieser Superlativ von Liebe, den ich meine, vielleicht kann man ihn nicht mit einen Wort beschreiben und trotzdem gibt es ihn. Er macht unser Leben erst lebenswert.