Spaß am Lernen? – Der Weg hat begonnen
Vor vier Wochen war ich noch sehr verzweifelt.
Genau so lange ist es her, dass ich das letzte Mal über unsere Herausforderungen im Bereich der individuellen Förderung in der Grundschule gebloggt habe.
Seit dem ist einiges passiert.
Vor drei Wochen hatten wir einen weiteren Termin in der Schule.
Als erstes wurden uns die Testergebnisse unseres Sohnes mitgeteilt. Er ist mathematisch locker auf dem Stand der zweiten Klasse und kann sogar Aufgaben die über den Lehrplan der zweiten Klasse hinaus gehen bearbeiten.
Beim Lesen muss er noch einiges aufholen. Er kann zwar alles lesen, braucht aber viel länger für Texte als ein Zweitklässler. Sein Textverständnis ist trotz des manchmal stockenden Lesens gut und er beantwortet Fragen zu Texten problemlos.
Soweit so gut. Trotzdem hatten die Lehrer Bedenken ihn in die zweite Klasse springen zu lassen. Dies begründeten sie vor allem mit seinen physischen Voraussetzungen als auch mit seiner Konzentrationsfähigkeit.
Er ist sogar für sein Alter klein und fällt unter den Schülern, die ein bis zwei Jahre älter sind als er, natürlich sehr auf. Außerdem schafft er es nicht immer 45 bzw. beim Blockunterricht sogar 90 Minuten am Stück still zu sitzen. Er lebt seinen Bewegungsdrang aus und wirkt daher für Außenstehende oft unkonzentriert. Hier liegt die Betonung auf wirkt, da er dem Unterricht geistig folgt und Fragen ohne Probleme beantworten kann. Das versicherten die Lehrer auf Nachfrage meinerseits.
Am Ende des Termins stand für meinen Mann und mich fest, dass wir ihm das probeweise Springen in die zweite Klasse unbedingt ermöglichen wollen. Die Lehrer haben uns die Entscheidung freigestellt und diese auch akzeptiert.
In der darauf folgenden Woche ist unser Sohn zum ersten Mal in der zweiten Klasse gewesen. Er wurde trotz fehlender Vorbereitung von seinen neuen Mitschülern herzlich aufgenommen. Die Probephase hat er sehr positiv wahrgenommen. Er hatte wahnsinnige Freude in der Schule. Zum ersten Mal kam er freudestrahlend nach Hause und teilte uns mit, dass er etwas für ihn Neues gelernt hätte. Sogar die Hausaufgaben erledigte er mit Feuereifer und viel Ausdauer. Ich war sehr erleichtert.
Er durfte in diesen zwei Wochen einige Arbeiten und Test mitschreiben und hatte mal mehr mal weniger Fehler. Wir waren jedoch nicht beunruhigt, da er den Stoff dazu nicht gelernt hatte und ihm manchmal einfach die Übung fehlte.
Leider hatten wir den vorher angekündigten Termin mit der neuen Klassenlehrerin nicht. Außerdem hatten wir keiner Möglichkeit die benötigten Bücher zu beschaffen. Alles keine idealen Voraussetzungen für so eine weitreichende Entscheidung, wie die über das Überspringen einer Klasse.
Letzten Donnerstag hatten wir nach zwei Wochen Probeunterricht einen weiteren Termin in der Grundschule. Dieses Mal mit Anwesenheit der Rektorin.
Auch in diesem Termin wurde von allen anwesenden Parteien festgestellt, dass der Kuschelbär geistig völlig in der Lage ist am Unterricht der zweiten Klasse teil zu nehmen. Das spricht eindeutig für die Akzeleration. Allerdings wurde wieder sein Benehmen und sein Erscheinungsbild in die Waagschale geworfen.
Diese vermeintlich negativen Argumente nehmen wir als Eltern nicht so wahr. Wer weiß, wie sich die Kinder in einem Jahr entwickeln und auch so wäre unser Sohn immer einer der Kleinsten in seiner Klasse.
Im Endeffekt wurde uns freigestellt, ob wir trotz der Bedenken den Sprung für unseren Sohn wollen. Da der Kuschelbär sehr deutlich sagt, dass er auf keinen Fall zurück möchte und sich in seiner neuen Klasse mit den neuen Anforderungen sehr wohl fühlt, fiel es uns sehr leicht diese Entscheidung zu treffen.
Ganz am Ende des Gesprächs musst ich einmal kurz schlucken. Die Rektorin merkte an, dass es viele Probleme bei einem früheren Sprung nicht gegeben hätte. Genau das war es, was wir seit Beginn des Schuljahres wollten. Leider wurden unsere Sorgen nicht von Anfang an ernst genommen.
Wir haben jetzt offiziell einen kleinen, aber sehr glücklichen Zweiklässler in der Familie.
Die Ferien nutzt er um die Schreibschrift zu lernen. Damit kann er endlich alle Aufgaben der 2. Klasse lesen und braucht keine Extraaufgaben, wenn Text an die Tafel geschrieben wird. Außerdem haben wir eine Materialliste bekommen und ich konnte alle benötigten Bücher bestellen.
Ich bin unendlich erleichtert, dass dieses Thema endlich abschließend geklärt ist.
Nach und nach werden wir den fehlenden Stoff im Rahmen der Hausaufgaben mit dem Kuschelbär aufholen. Ich hoffe, dass wir in vier Monaten, wenn für ihn die dritte Klasse beginnt, fast alles geschafft haben, denn dann gibt es hier in Thüringen Noten.
Es bleibt ein langer und manchmal bestimmt holpriger Weg. Dem Ziel „Spaß am Lernen“ sind wir jetzt auf jeden Fall ein gutes Stück näher gekommen.
Wie sich der Weg zum Spaß am Lernen entwickelt hat, könnt ihr hier weiterlesen:
Dieser Beitrag ist mein Herzpost des Monats April 2017.
Mehr Artikel, die Bloggern besonders am Herzen liegen, findet ihr auf dem Blog Verflixter Alltag.
Das ist schön, dass Ihr nun den richtigen Weg für Euch gefunden habt! LG Wiebke
Hallo Wiebke,Vielen Dank. Wir sind auch sehr froh und bereuen unsere gemeinsame Entscheidung nicht.Viele GrüßeMama Maus