Warum ich kleine Tyrannen großziehe

Warum ich kleine Tyrannen großziehe

Seit fast zwei Wochen ist der Knuffelhase jetzt auf der Welt und schon sind sie zurück die gut gemeinten Ratschläge zur Erziehung. Ratschläge, die keiner braucht.

Baby auf dem Arm

Der Knuffelhase schläft am Liebsten bei oder auf uns.

Hört ihr sie schon? Diese Stimmen?

Manche leise, andere laut und deutlich. Der Grundtenor: „Du verwöhnst das Kind, du wirst schon sehen was du davon hast!“
Das wird natürlich noch präzisiert und mit Handlungsanweisungen unterlegt, damit es auch wirklich jeder versteht: Das Kind gehört in sein eigenes Bett und wenn es schon da nicht einschläft dann gehört es spätestens nach dem Einschlafen abgelegt. Andernfalls – und jetzt wird vor allem Neueltern richtig Angst gemacht – gewöhnt ihr es daran und das Kind wird niemals alleine schlafen. Richtig gehört: NIEMALS!

Wer jetzt als frischgebackene Mutter noch nicht in Schweiß gebadet ist und sofort das Kind ins Bettchen legt, wird noch mit einem strafenden Blick bedacht. Damit ist die erste Angriffswelle auf das Bauchgefühl überstanden.

Keine Angst es werden noch einige folgen. Immer dann, wenn man es am wenigstens gebrauchen kann. Das Kind ist unruhig, die Zeit ist knapp, der Stress wird greifbar und da sind sie wieder diese Stimmen: Ich hatte es dir ja gleich gesagt! Hättest du mal auf mich gehört. Das hast du jetzt davon. Einen kleinen Tyrannen, der dir auf der Nase herum tanzt.

Alles nur, weil ich das Kind zu oft getragen, gestillt oder sogar bei mir im Bett schlafen ließ. Hätte ich doch nur auf die Ratschläge gehört. Das habe ich nun davon…
Vier Kinder die hoffentlich glücklich aufwachsen. Sie wurden viel getragen, gestillt und schliefen bei uns im Bett. Trotzdem oder gerade deshalb fiel es ihnen leicht sich in ihrem eigenen Tempo von uns abzunabeln. Sie haben gelernt zu laufen, haben keine Rückenschäden davongetragen. Sie essen gerne so viel sie mögen und was sie mögen, meistens gesund. Sie schlafen gerne in ihren eigenen Betten in ihren Zimmern, gerne alleine oder auch mit ihren Geschwistern.

Zum Glück ist der Knuffelhase unser viertes Kind und ich mittlerweile recht entspannt. Beim ersten Kind vor mittlerweile mehr als sechs Jahren fehlte mir die Selbstsicherheit. Ich hatte keine Erfahrungen. Ich wusste nicht, ob das Vertrauen auf mein Bauchgefühl richtig ist. Jetzt weiß ich, dass ich nicht alles richtig machen muss und auch nicht alles richtig machen kann. Mein Bauchgefühl und meine Liebe helfen mir bei der Erziehung meiner Kinder. Ich hoffe, sie spüren immer die Liebe bei den Entscheidungen, die ich jeden Tag in Bezug auf sie treffe.

Könnt ihr euch noch an die Stimmen erinnern? Ja, sie sind noch da, aber sie werden leiser. Mit jedem Tag, den ich länger Mutter bin. Mit jedem glücklichen „Ich liebe dich“ aus dem Mund meiner wunderbaren Kinder.

Schlafendes Baby

Im Übrigen genieße ich die Nähe zu unserem Kleinsten im Moment sehr und dieser Ausblick von oben auf das schlafende Kind auf meinem Bauch lässt mein Herz höher schlagen. 
Stimmen? Welche Stimmen?

Dieser Text ist mein Beitrag zur Blogparade „Mein Kind kann das schon alleine!„, die Alex vom Blog Papaleaks gestartet hat. Dort findet ihr noch weitere Texte zum Thema Erziehungsratschläge, die keiner braucht.



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