Kinder sind keine Menschen zweiter Klasse

Kinder sind keine Menschen zweiter Klasse

Seit einigen Tagen diskutierten Menschen im Internet darüber, ob es gut oder schlecht ist, dass es Lokalitäten gibt, die mit „adults only“ werben. Also zum Beispiel Restaurants in die Kinder nicht hineingelassen werden.

 

Was mich bei der Diskussion erschreckt ist, dass es tatsächlich Stimmen gibt, die dieses Vorgehen befürworten. Tauschen wir das Wort Kinder doch mal durch Afroamerikaner aus. Gäbe es dann immer noch so viele Menschen, die scheinbar begeistert einer offenen Diskriminierung zustimmen würden?

 

Gerade in meiner Filterblase umgebe ich mich gerne mit weltoffenen und respektvollen Menschen. Ich lege Wert darauf, dass alle Menschen gleich behandelt werden umso mehr erschreckt es mich, dass es sogar dort Stimmen gibt, die diese Diskriminierung befürworten.

 

Oft wird dabei folgendes Beispiel genannt:

Einmal im Jahr wird extra ein Babysitter bezahlt um ohne die eigenen Kinder ein romantisches und vor allen Dingen gemütliches Essen nur zu zweit zu erleben. Doch im Restaurant ist man natürlich nicht alleine. Wie furchtbar wäre es in dem Moment, wenn ein Kind am Nebentisch einen ziemlich lauten und lang anhaltenden Tobsuchtsanfall bekommen würde? Der Horror oder auch nicht?

Ganz ehrlich, es wird doch keiner gezwungen sich unter andere für ihn nervende Menschen zu begeben. Wer alleine mit seinem Partner ganz in Ruhe sein möchte muss eben das heimische Wohnzimmer oder ein Separee bevorzugen.

 

Denn schließlich können nicht nur Kinder „nerven“. Die Person am Nebentisch mit dem schrill klingenden, sehr lauten Lachen können und würden wir doch auch nicht einfach verbannen.

 

Jeder nervt jeden irgendwann mal irgendwen, sollten wir deshalb am besten alle nur noch zuhause sitzen und nicht mehr unter Menschen gehen? Denn das ist der Umkehrschluss von immer mehr „adults only“ Bereichen: Eltern trauen sich nicht mehr in die Öffentlichkeit, weil sie nicht noch mehr Anfeindungen ausgesetzt werden wollen.

 

Diese Angst der Eltern führt wiederum dazu, dass Kinder gar nicht mehr lernen können sich „sozialverträglich“ zu verhalten. Wer immer ausgeschlossen wird, kann sich nicht in eine Gruppe oder eben in die Gesellschaft integrieren.

Kinder sollten ganz natürlich zum Leben dazu gehören. Wenn jeder ein wenig Rücksichtnahme walten lässt, dann können wir alle gemeinsam, ob groß oder klein, weiß oder schwarz, weiblich oder männlich oder was es noch alles für äußerliche Unterscheidungen gibt, glücklich miteinander leben und von der Vielfalt profitieren.

 

Das heißt nicht, dass man Kindern alles durchgehen lassen sollte. Dass sie fremden Menschen Essen vom Teller klauen oder laut schreiend um die Restauranttische fangen spielen. Dafür sollte es aber auch Beschäftigungsmöglichkeiten für Kinder geben. Früh gab es in jedem Restaurant Ausmalbilder und Buntstifte. Das sieht man heute nur noch sehr selten. Die Infrastruktur ist meiner Meinung nach kinderunfreundlicher geworden. Warum schafft man nicht Spielmöglichkeit, damit die Kinder weniger schnell Langeweile empfinden und somit den Besuch im Restaurant genießen können. Ja, Kinder haben andere Bedürfnisse, aber warum sollte man deshalb Eltern verwehren mit ihnen in die Öffentlichkeit zu gehen.

 

Warum lächeln wir nicht einfach mal den Kindern am Nebentisch zu und machen den Eltern nicht noch mehr Druck sondern zeigen ihnen, dass sie ganz selbstverständlich dazugehören.

Es gibt kaum Eltern, die ihre Kinder gerne alle anderen Menschen stören lassen. Natürlich gibt es unterschiedliche Empfindungen, was genau stört, aber wenn alle etwas Rücksicht walten lassen, klappt das.

 

Es ist schlicht und ergreifend falsch Kinder nur in bestimmten Bereichen des öffentlichen Lebens sehen zu wollen. Kinder gehören nicht nur in Fastfood-Restaurants, Kinder gehören überall dazu. Auch ins 5*-Luxus-Restaurant.

 

Es gibt doch nichts schöneres als mehrere Generationen Familie an einem Tisch und das nicht nur zuhause sondern auch in der Öffentlichkeit.

Ich freue mich bereits jetzt darauf in einigen Jahren mit unseren Kindern und unseren hoffentlich zahlreichen Enkeln im Restaurant zu sitzen und die gemeinsame Zeit zu genießen. Ganz ohne die Angst, dass bis dahin Kinder nur noch in besonderen – und bitte verzeiht die Wortwahl – Ghettos zugelassen sind. Denn nichts anderes ist der Ausschluss von Kindern, eine Ghettoisierung.

 

Deshalb erinnert euch in den ganzen Diskussionen immer wieder an den Grundsatz: Kinder gehören dazu, sie sind kleine Menschen und Menschen darf man nicht ausschließen.

 

Bei Julia von unangespießt gibt es übrigens ebenfalls einen Text zur aktuellen Debatte und gegen Kinderfeindlichkeit.

 

Warum ich für mehr Kinder in der Öffentlichkeit und gegen adults only Restaurants bin - Kinder sind keine Menschen zweiter Klasse #LebenmitKindern #Kindergehörendazu #KindersindunsereZukunft #Eltern



2 thoughts on “Kinder sind keine Menschen zweiter Klasse”

  • Da sind wir ja wirklich auf ganz ähnliche Punkte (oft auf die gleichen!) gekommen! Mich hat z.B. auch extrem erschreckt, dass eben Leute aus meiner netten Filterbubble pro Kinderverbot waren.
    Ja, und Eltern werden ausgeschlossen – auch ein wichtiger Punkt!

    Ich bin froh über deinen Text, der mir zeigt, dass ich mit meiner Meinung nicht allein dastehe.

    Danke!

    PS: Der Begriff Afroamerikaner ist hier wirklich… ein bisschen seltsam?🤣 Ich folge auf Twitter einigen schwarzen und PoC Leuten und weiß daher, dass das die richtigen Begriffe sind – Schwarze, PoC, BPoC.

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