Wie mich der Knuddelkäfer mit einem Storch fassungslos machte
Vor fast genau einem Jahr ging es hier auf dem Blog schon einmal um das Thema lesen lernen vor der Schule und wie geschockt mich eine Aussage der Kinderärztin zurückließ.
Wie ihr bereits wisst haben die beiden großen Kinder jeweils eine Klasse in der Grundschule übersprungen und wo wir beim Kuschelbär noch mit dieser Entscheidung gehadert haben und sie deshalb zu spät gefällt haben, fiel es uns bei der Kaisermotte viel leichter und jetzt nach zwei Jahren sind wir versöhnt mit unseren Entscheidungen.
Die Kinder sind gefordert und erfolgreich. Sie können ihren Wissensdurst nicht nur Zuhause sondern auch in der Schule ausleben.
Ich bin immer noch nicht dafür Kinder in ihrem Wissensdurst zu beschränken und so kommt es, dass der Knuddelkäfer ebenfalls auf dem besten Weg ist vor der Schule lesen zu lernen.
Er ist von den drei großen Kindern, das Kind mit dem größten Interesse an Büchern. Wobei ihn Belletristik eher weniger interessiert, er liebt Sachbücher. Schon immer.
Mit knapp 2,5 Jahren konnte er kindgerecht den Prozess der Photosynthese erklären und wusste deshalb auch was Chlorophyll ist und wofür Pflanzen es benötigen. Er begann bereits mit 1,5 Jahren sehr viel zu sprechen und war mit 2,5 Jahren bereits sprachlich so weit diesen Prozess nicht nur zu verstehen sondern auch zu erklären.
Diese Liebe für naturwissenschaftliche Fakten und Zusammenhänge ist ihm geblieben. Aktuell schwanken seine Interessen zwischen Tieren, Pflanzen und Dinosauriern.
Nun hat er sich in den Kopf gesetzt lesen zu lernen, damit er nicht immer auf uns Eltern oder seine großen Geschwister angewiesen ist, wenn er etwas lesen möchte. Deshalb fragt er mich bereits seit geraumer Zeit wie dieser oder jener Buchstabe heißt und es dauerte nicht lange und er konnte plötzlich einzelne Worte „lesen“. Ich würde an der Stelle eher sagen erkennen.
Kurz darauf begann er kurze Worte aus zwei Buchstaben tatsächlich zu lesen. „S-O, S-O, S-O, so.“ Er buchstabierte sie und zog dann die Laute zusammen.
Knapp einen Monat später kann er circa die Hälfte der Buchstaben aus dem Alphabet erkennen und den passenden Laut zuordnen. Außerdem versucht er sich auch immer wieder daran längere Wörter zu lesen. „A-L-S-O, al-so, also.“
Diese Entwicklung ging jetzt so zügig von statten, dass ich ihm die Fibel des Kuschelbärs in die Hand gedrückt habe. Sagen wir es so, das erste viertel Jahr der 1. Klasse hat er in Deutsch bereits drauf. Einfache kurze Sätze sind kein Problem mehr und er ist jetzt total begierig darauf seinen ersten kurzen Text zu lesen. Am Ende der Fibel wartet nämlich eine Kurzfassung der Geschichte der Bremer Stadtmusikanten und die will er demnächst lesen können.
Ehrlich gesagt hat mich diese Entwicklung doch etwas überrascht. Nicht, dass ich ähnliches nicht bereits bei den beiden Großen erlebt hätte, aber bei ihnen war ich irgendwie nicht so nah dabei. Der Kuschelbär konnte zwar lesen, zeigte es aber eigentlich nie. Die Kaisermotte laß zwar immer, aber nur leise in Büchern. Der Knuddelkäfer hingegen liest alles was er finden kann jedem der nicht schnell genug weg läuft vor.
Neben dem Lesen hat der Knuddelkäfer jetzt auch das Schreiben für sich entdeckt. Dabei nutzt er einfach Druckbuchstaben wie er sie aus seinen Büchern erinnert. Das ist nicht immer korrekt, aber man kann seine Worte gut lesen.
Diese neuen Fähigkeiten bescheren mir auch immer wieder Momente in denen ich gar nicht fassen kann, wie groß und unabhängig der Knuddelkäfer bereits geworden ist.
So fragte er mich letztens: „Sind das Fischreiher oder Störche in dem Buch?“
Ich: „Das sind Störche.“
Er blättert ganz nach hinten: „S-t-o-r- was sind das noch für Buchstaben?“
„C-h – ch gesprochen.“
„Also steht da S-tor-ch. Also Mama du hast recht, das sind Störche.“
Nicht nur, dass er mir mit seinen 4 Jahren nicht so richtig glaubt, sondern dass er es auch noch selbst überprüft, ließ mit etwas fassungslos zurück.
Irgendwann gewöhne ich mich auch noch daran, dass die Kinder ziemlich schnell lernen und alles hinterfragen. Spätestens beim fünften Kind sollte ich so weit sein. Vielleicht.
Einen bemerkenswerten Knuddelkäfer habt ihr da.
Unsere Große hatte 2 Monate vorm Schulanfang verstanden, wie lesen geht. Mama, da steht TRÄ- UME“.
Das fließende Lesen kam dann in den ersten Monaten.
Sohnemann hatte das Lesen bereits ein halbes Jahr vor Schulanfang verstanden. Im Rückblick wäre eine Rückstellung um ein Jahr trotz des Lesenkönnens sinnvoll gewesen, was seine Gründe eher im fehlenden Sozialverhalten und Verständnis für Schule hat. Er wäre ein Fall für Privatunterricht.
Unsere Jüngste quasselt bereits wie ein Wasserfall, mal schauen, ob sie ebenfalls selber lesen lernt.
Ich sehe einen großen Vorteil für das Kind, wenn es schon vor der Schule Lesen kann, denn das ist unheimlich anstrengend. Wir waren meist mit der Hausaufgabenerledigung schon an der Grenze. Tägliches Lesen üben wäre schwierig geworden.
LG von TAC
Hallo TAC,
ich stimme dir voll und ganz zu, es kann ein großer Vorteil für die Kinder zum Schulbeginn sein. Sie müssen so neben den ganzen organisatorischen Dingen, dem Rechnen und Schreiben nicht auch noch das Lesen für sich erschließen.
Außerdem ist es für viele Kinder am Anfang schwer Buchstaben zu Silben zusammenzuziehen und dann eventuell sehr frustrierend, wenn alle aus der Klasse es auf Anhieb verstehen und sie selbst länger knobeln müssen.
Dass das System Schule trotzdem nicht für alle Kinder die idealen Voraussetzungen bereithält habe ich bereits auf dem Blog beschrieben https://mamamaus.de/bildungsgerechtigkeit-fehlanzeige/ und ich bin leider immer noch nicht vom Gegenteil überzeugt worden. Schade, dass es euer Mittlerer auch schwer hatte oder hat.
Viele Grüße
Mama Maus
Ich hab eben auch den verlinkten Artikel gelesen.
Ja, man könnte jetzt ewig diskutieren.
Ich sehe es so: Der Staat hat sich „Schule“ gekrallt, also ist der Staat auch in der Pflicht, für alle Schüler gutes Lernen zu ermöglichen. D. h. aus meiner Sicht, er muss Möglichkeiten schaffen, dass alle so lernen können, wie sie es am besten können. Dazu gehört auch, Schule in der Schule zu lassen und nicht ins Elternhaus zu tragen. Mehr gut ausgebildete Lehrer, kostenfreies Schulmaterial, kleine Klassen, gut ausgestattete Klassenzimmer, freien Zugang zu Einzelunterricht/ Nachhilfe, Aufsplittung frühestens nach Klasse 6, Entrümpelung der Lehrpläne, zeitgemäßes Wissen vermitteln sind nur ein paar Dinge, die meiner Meinung nach unerlässlich sind. Dann könnten sich Familien auch wieder mehr auf andere Dinge konzentrieren.
Die Realität sieht leider anders aus.
Wir hatten im letzten Schuljahr Zeiten, da drehte sich hier alles nur noch um Schule. Es gab quasi kein Familienleben mehr.
LG von TAC
Hallo TAC,
würden deine Vorschläge zeitnah umgesetzt, müssten wir uns bestimmt nicht mehr so viele Sorgen um die Bildung unserer Kinder machen. Schade, dass die Mühlen der Politik viel zu langsam mahlen und wir das wohl nicht in den nächsten Jahren erleben werden.
Ich wünsche dir, dass es dieses und die kommenden Schuljahre besser werden und ihr euer Familienleben ohne Schulstress genießen könnt.
Viele Grüße
Mama Maus